Stellen Sie sich vor, die Wienerin Sylvia lernt den Italiener Mauro kennen. Die beiden verlieben sich, bekommen einen Sohn, und leben fortan einige Jahre zusammen in Österreich.
Nach einem Streit kommt es zur Trennung. Mauro schnappt das Kind und geht mit ihm nach Italien, wo Sylvia es nur unter Aufsicht sehen darf. Verärgert über diese Situation wartet Sylvia vor dem Kindergarten und nimmt den Kleinen mit zurück nach Wien. Verständlich, oder?
Nichts anderes geschah im „Fall Oliver“, nur mit anderer Länder- und Rollenverteilung. Für die Medien ist der Fall klar: Der Junge soll nach Österreich zu seiner Mutter. Aber worum geht es hier wirklich?
aj30 - 27. Sep, 15:42
Ich war doch schon ewig nicht mehr im Burgtheater, dachte ich mir. Dass das einen Grund hatte, hatte ich vergessen. Ich erinnerte mich zwar noch an einen bis zur Unkenntlichkeit entstellten Steppenwolf, aber die Erinnerung war über die Jahre verblasst und hatte bereits begonnen, sich aufzulösen. Sie war wie eine Tablette, die sich im Wasser in ihre Bestandteile zersetzte, und von der nach einer Weile nichts mehr übrig blieb, bis auf einen bitteren Geschmack, und die Hoffnung auf Linderung von Schmerzen.
Robinson Crusoe. Das klingt nach einem unterhaltsamen Abend, dachte ich mir. Ich verabsäumte es, mich über den Inhalt des Stücks zu informieren - ein schwerer Fehler, wie sich noch herausstellen sollte. Es begann mit dem Monolog eines Mannes, der sich weigerte, sich mit der Zugehörigkeit zum Mittelstand zufrieden zu geben. Dann kam die Seenot, die Robinson unerklärlicherweise zum Exhibitionisten machte. Weiter ging es mit nackt vollführten Leibesübungen quer durch das Burgtheater. Irgendwann, nach langer, langer Zeit, kam Freitag. Dann war da ein Kreuz, aber da hatte ich mich geistig bereits verabschiedet. Ein Blick auf die Uhr, alle fünf Minuten.
Endlich hatte die Qual ein Ende. Ich klatschte nicht, zum ersten Mal in meinem Leben. Was wurde aus dem guten alten Theater, mit Darstellern, Dramatik und Dialogen? Ich wünsche mir nichts mehr als so ein richtig klassisches, altmodisches Stück. Aber so etwas ist in Wien nicht leicht zu finden.
aj30 - 20. Sep, 18:20
Jeder Wiener kennt sie. Plakate in sattem Grün, die Besucher in den Schönbrunner Tiergarten locken sollen. Von einem dieser Plakate lächelt Karina Sarkissova, Noch-Ballerina an der Staatsoper. Ebenfalls abgebildet ist ein (nicht lächelnder) Panda.
Das russisch-chinesische Pas de deux - die Ballerina und ihre Paten-Bären.
Pas de deux bedeutet übersetzt "Schritte/Tanz zu zweit". Jeder Tafelklässler mit Grundkenntnissen in Mathematik weiß, dass es sich demnach um einen Tanz von Frau Sarkissova und maximal einem Bären handeln kann. Wie sollen wir uns dieses Szenario also vorstellen? Wechseln sich die Bären ab, da sie zwischendurch Zeit zum Mampfen von Bambus benötigen? Bilden die Bären eine Panda-Pyramide, wobei ein Bär auf den Schultern des anderen steht?
Leider gibt das Plakat keinen Aufschluss über diesen interessanten Aspekt. Dafür enthält es eine weitere mysteriöse Formulierung: die Paten-Bären. Ich gehe davon aus, dass es sich bei einem Patenonkel um den Paten einer jüngeren Person handelt. Sind also die Paten-Bären tatsächlich die Paten von Frau Sarkissova? Muss die Dame nach ihrer Scheidung finanziell unterstützt werden? Helfen ihr die Pandas gar beim Verfassen ihrer mit Spannung erwarteten Biografie? Fragen über Fragen.
aj30 - 15. Sep, 19:33